Arbeiten mit Herz

Geschäftsbericht 2022

Auf ein Wort mit dem Leitungsteam des LKH Rankweil

Auf ein Wort

Prim. Dr. Jan Di Pauli

Chefarzt und Leiter der Abteilung für Erwachsenenpsychiatrie

2022 war ein in vielerlei Hinsicht herausforderndes Jahr für das LKH Rankweil: Zum einen, weil der Neubau der Erwachsenenpsychiatrie in Form des Spatenstichs nun konkret wurde. Es gab viele Nutzer:innengespräche, bei denen sich die Mitarbeiter:innen mit ihrer Erfahrung und ihrem Wissen einbrachten und wertvolle Impulse gaben. Dieser Neubau wird sicher einen Meilenstein in der Versorgung darstellen.

Besonders gefordert aber war das Haus aufgrund des eklatanten Personalmangels. Die notwendigen Maßnahmen, um dennoch die Patient:innenversorgung sicher zu stellen, forderten von den Mitarbeiter:innen viel Engagement. Innerhalb kürzester Zeit wurden neue Strukturen geschaffen und Teams neu zusammengestellt. Die Mitarbeiter:innen übernahmen mit großem Einsatz neue Bereiche und Verantwortung. Es wurde viel Flexibilität und Einsatzbereitschaft verlangt.

Ich bin daher optimistisch, dass es uns gemeinsam mit verschiedenen Maßnahmen und neuen Konzepten gelingen wird, Mitarbeiter:innen zu halten, neue Mitarbeiter:innen zu gewinnen und eine psychiatrische Versorgung auf höchsten Niveau zu bieten.

Dafür will ich mich rückblickend bedanken – wohl wissend, dass es nicht immer einfach war, dass viele sich „ein Herz nehmen mussten“, aber auch, dass viele mit Herzblut dabei waren und bis heute sind.

Prim. Dr. Jan Di Pauli

DGKP Elke Kovatsch, MSc, MBA

Pflegedirektorin

Frau Kovatsch, wagen wir einen Rückblick auf 2022 – was ist Ihnen besonders in Erinnerung geblieben?

Im Jahr 2022 wurden wir mit signifikanten Personalengpässen im Pflegebereich konfrontiert, die auf verschiedene Faktoren zurückzuführen sind. Die Umstellung der Pflegefachausbildung, einschließlich des Wegfalls der grundständigen Diplom-Ausbildung für psychiatrische Gesundheits- und Krankenpflege, hatte weitreichende Auswirkungen auf die Verfügbarkeit qualifizierter Fachkräfte. Gleichzeitig führte eine beträchtliche Anzahl von Pensionierungen im Pflegebereich, die bereits 2021 stattfanden, zu einer verzögerten Nachbesetzung von Stellen.

Um auch den spürbaren Personalengpässen auf den psychiatrischen Stationen entgegenzuwirken, haben wir im Verlauf des Jahres 2022 umfassende Umstrukturierungsmaßnahmen eingeleitet. Diese Maßnahmen dienten dazu, die Ressourcen bestmöglich zu nutzen und die Versorgungsqualität aufrechtzuerhalten. Durch gezielte Neustrukturierungen und die Neuzuweisung von Personal konnten wir die Auswirkungen der Engpässe abpuffern und gleichzeitig eine effiziente Patient:innenbetreuung gewährleisten.

Worin unterscheidet sich das LKH Rankweil in dieser Hinsicht von den anderen Landeskrankenhäusern?

Wir sind eine Sonderkrankenanstalt mit den Schwerpunkten Psychiatrie und Neurologie und haben auf Grund dieser Fächer Monopolstellung. Patient: innen, die zu uns kommen, müssen wir aufnehmen und behandeln und können auch bei größtem Andrang nicht auf andere Abteilungen bzw. Krankenhäuser in Vorarlberg ausweichen.
Aufgrund der Fächer wie Psychiatrie (Kinder- und Jugendpsychiatrie, Gerontopsychiatrie und Erwachsenenpsychiatrie) benötigt es in der Pflege analog einer Intensivstation ein Spezialwissen, um die Patient:innen professionell und bestmöglich betreuen und pflegen zu können.

Das bedeutet aber auch, dass dieses Spezialwissen in gesonderten zeitintensiven Weiterbildungen vermittelt werden muss. Diese Mitarbeiter:innen sind dann während der Weiterbildungen nicht auf der Station. Die Kolleg:innen müssen diese Abwesenheiten kompensieren und – aufgrund der Monopolstellung – die Versorgung trotzdem aufrechterhalten. Dies ist den Teams auch trotz Herausforderungen mit großem Einsatz gelungen.

Wie lassen sich die Leistungen Ihres Bereichs für das Jahr 2022 beschreiben? Und was waren die für Sie wichtigsten Meilensteine und Highlights?

Arbeiten mit Menschen mit psychischen Erkrankungen bedeutet, ganz nahe am Menschen zu sein, sich mit ihm als Person, und dem, was ihn ausmacht, auseinanderzusetzen. Das ist eine hohe Kunst, da im psychiatrischen Bereich nicht immer gleich erkennbar ist, wo das Genesungspotenzial der Betroffenen liegt, wo sie unsere Unterstützung benötigen und was die Patient:innen selbst zur Genesung beitragen können. Aber auch in den anderen Fachbereichen des LKH Rankweil sind dies Erfordernisse im Pflegealltag, die unentbehrlich sind.

Im Jahr 2022 haben wir trotz verschiedener Herausforderungen aber wichtige Meilensteine erreicht und bedeutende Entwicklungen vorangetrieben: Ein herausragender Erfolg war der Spatenstich für den Neubau der Erwachsenenpsychiatrie. Dieser wichtige Meilenstein markiert den Beginn einer neuen Ära, obwohl wir aufgrund der Covid-19-Situation leider keine offizielle Feier abhalten konnten. Dennoch sind wir voller Freude über den sichtbaren Fortschritt und den Beginn dieser bedeutsamen Baumaßnahme.

Ein weiterer Höhepunkt war die enge Zusammenarbeit mit der Pflegeschule Vorarlberg bei der Konzeption und Planung der Weiterbildung „Psychiatrische Pflege für Pflegeassistenzberufe (PFA/PA)“. Mit ursprünglich 20 Plätzen geplant, stieß diese Weiterbildung auf so großen Anklang, dass die Teilnehmerzahl auf 25 erhöht wurde. Von diesen Plätzen stellen wir am Landeskrankenhaus Rankweil 11, während externe Institutionen die verbleibenden 14 Plätze besetzen. Wir sind stolz darauf, allen Teilnehmer:innen die notwendigen praktischen Ausbildungsplätze zur Verfügung zu stellen.

Die Evaluierung der Weiterbildung „Psychiatrische Pflege für den Gehobenen Dienst für Gesundheits- und Krankenpflege“ stellte ebenfalls einen wichtigen Schritt dar. Die ersten beiden Durchgänge, die direkt im Anschluss an die Grundausbildung in Vollzeit stattfanden, wurden kritisch hinterfragt. Daher haben wir reagiert und ab 2024 wird diese Weiterbildung berufsbegleitend angeboten. Diese Neuausrichtung führte zu einem deutlichen Anstieg der Anmeldungen, was die Relevanz dieser Weiterbildung unterstreicht.

Insgesamt zeigt sich, dass das Jahr 2022 nicht nur von Herausforderungen geprägt war, sondern auch von bedeutsamen Erfolgen und wegweisenden Entwicklungen, die uns auf unserem Weg zu einer hochwertigen und innovativen psychiatrischen Versorgung begleiten.

Trotz der anspruchsvollen Rahmenbedingungen im Jahr 2022 möchte ich ein besonderes Highlight hervorheben: den außergewöhnlichen Einsatz und die anhaltende Motivation aller Pflegeteams in der Patient:innenbetreuung.

Besonders bemerkenswert war der kontinuierlich wertschätzende Umgang mit den Patient:innen, selbst unter den Bedingungen eines reduzierten Personalstands. Herausforderungen wie Absonderungsbescheide aufgrund von COVID-19 oder anderen Krankheiten, Pensionierungen und verzögerte Nachbesetzungen beeinträchtigten zwar die Personalsituation, jedoch nicht den engagierten Einsatz.

Eine beachtliche Leistung zeigte sich auch im Umgang mit der Maskenpflicht während der Arbeit. Insbesondere in Bereichen wie der Psychiatrie, einschließlich der Erwachsenen-, Kinder- und Jugendpsychiatrie sowie der Gerontopsychiatrie, stellte das Tragen von Masken eine enorme Herausforderung dar. In diesen Feldern, in denen nonverbale Kommunikation, einschließlich Mimik, von entscheidender Bedeutung für eine umfassende Patienteneinschätzung und angemessene Pflegehandlungen ist, haben unsere Pflegeteams außergewöhnliche Anpassungsfähigkeit bewiesen.

Ein herausragendes Beispiel für den Einsatz und die Zusammenarbeit unseres Pflegepersonals war die hervorragende Betreuung unserer Covid-19-positiven Patient:innen. Insbesondere das Pflegeteam auf der Station, das sich um unsere mobil verwirrten Patient:innen mit Demenz kümmerte, stand vor besonderen Herausforderungen. Mit unglaublicher Hingabe und herausragender Kooperation meisterte das Team diese Aufgabe mit Bravour.

„Arbeiten mit Herz, so der Titel dieses Geschäftsberichtes. Wenn Sie diesen auf Ihren Arbeitsplatz und -alltag beziehen, wie denken Sie darüber?

Für mich braucht es nicht nur Herz, sondern Hand, Herz und Hirn. Ich mag das Wort „Herz“ im Kontext der Arbeit nicht. Denn für mich ist es notwendig und wesentlich, dass wir im Pflegebereich professionell empathisch arbeiten und nicht nur mit „Herz“. Im Pflegeberuf allgemein, aber vor allem in der psychiatrischen Pflege, ist ein professionell-empathisch Arbeiten immens wichtig. Wenn professionell-empathisch gearbeitet wird, bedeutet das, dass wir mitfühlen, aber es braucht auch eine professionelle Distanz, um unsere Patient:innen so professionell wie möglich zu unterstützen und zu begleiten.

Verraten Sie uns noch, was Sie antreibt und motiviert?

Die Liebe zum Beruf, die Sinnstiftung und Dankbarkeit der Patient:innen und Angehörigen. Es erfüllt mich einfach, wenn man Menschen in besonderen Lebenssituationen ein Stück des Weges begleiten, unterstützen und für sie da sein kann. Sei es beim Gesundwerden, bei der Gesunderhaltung oder bei der Gesundheitsförderung. Aber auch da zu sein für Patient:innen, die Abschied nehmen von dieser Welt, ist erfüllend und sinnstiftend.

Insgesamt möchte ich betonen, wie stolz ich auf das Engagement und die Professionalität unserer Pflegeteams bin, die trotz aller Widrigkeiten und Herausforderungen eine erstklassige Patient:innenversorgung sicherstellen. Dieses außergewöhnliche Engagement war und ist eine inspirierende Quelle der Motivation und des Stolzes für uns alle.

DGKP Elke Kovatsch, MSc, MBA

Mag. (FH) Michael Saxenhammer, MBA

Verwaltungsdirektor

Wie war das Jahr 2022 für das LKH Rankweil?

Das Jahr 2022 war noch durch die letzten Atemzüge der Coronapandemie geprägt. Nach Abschwächen der einen Herausforderung, hat mit dem Fachkräftemangel (der teilweise auch eine Auswirkung der Pandemie ist), die nächste Herausforderung an die Tür geklopft, um zu bleiben. Das Jahr 2022 war stark davon geprägt, zu reagieren um den Betrieb zum Wohle der Patient:innen bestmöglich aufrecht zu halten. Teilweise gab/gibt es kaum Luft, um aktiv zu agieren. Dieser Umstand bringt naturgemäß eine höhere und starke Belastung für unsere Mitarbeiter:innen mit sich. Die Herausforderung für die Zukunft wird sein, gemeinsam neue Ansätze und Lösungen zu finden, um einerseits unsere Mitarbeiter:innen in allen Bereichen wieder zu entlasten und andererseits die hohe, qualitative Versorgung unserer Patient:innen zu gewährleisten und voranzutreiben.

Zudem war das Jahr 2022 wieder von vielen Bauvorhaben geprägt, die unsere Mitarbeiter:innen und Patient:innen ebenfalls häufig vor unterschiedlichste Herausforderungen gestellt haben (weniger Außenbereiche verfügbar, Lärmbelastungen…). Wenn man jedoch sieht, was bei uns in den nächsten Jahren am Entstehen ist, können diese Umstände als „positive“ Herausforderungen gesehen werden. Insbesondere das „Wachsen“ der Kubatur für unserer neu entstehenden Erwachsenenpsychiatrie war im letzten Jahr sehr beeindruckend.

Worin unterscheidet sich das LKH Rankweil von den anderen vier Landeskrankenhäusern?

Das Landeskrankenhaus Rankweil, im Sinne des Spitalgesetzes als Sonderkrankenanstalt bezeichnet, hat, wie der Name schon ausdrückt, einen Sonderstatuts in Vorarlberg. Durch die medizinischen Sonderfächer Neurologie und Psychiatrie nimmt das Landeskrankenhaus eine bedeutende Stellung im Sinne des Versorgungsauftrages für die Vorarlberger Bevölkerung ein. Durch die unterschiedlichen Monopolabteilungen bei uns im Landeskrankenhaus sind wir für viele Menschen auch eine bedeutende und zentrale Anlaufstelle in der Akutversorgung in Vorarlberg.

Wie haben Sie persönlich das Jahr 2022 wahrgenommen?

Die Bereiche Finanz, Personal, Technik, Hauswirtschaft, Küche, Portierdienst, Kindergarten sowie Verwaltung sind häufig zwar nicht im direkten Patient:innenkontakt, ohne die engagierten Leistungen der Mitarbeiter:innen in diesen Abteilungen wäre aber ein Krankenhausbetrieb nicht möglich. Auch hinter den Fassaden werden tagtäglich unglaublich engagierte Leistungen erbracht, insbesondre auch während der Pandemie war die Belastungsgrenze sehr hoch. Man spürt aber auch in diesen Bereichen den Fachkräftemangel, was wiederum zu erhöhten Belastungen für die bestehenden Kolleg:innen führt. Nichtsdestotrotz wird durch größtmöglichen Einsatz alles gegeben, sodass der tägliche Betrieb in gewohntem Umfang gewährleistet werden kann.

Was war für Sie der wichtigste Meilenstein?

Wichtige Meilensteine waren sicherlich, wie bereits erwähnt, der Beginn des Neubaus nach den Sprengarbeiten. Ein deutliches Signal für alle Mitarbeiter:innen, welche Bedeutung das Landeskrankenhaus Rankweil für das Land Vorarlberg und daher für die gesamte Bevölkerung hat.

Den wichtigsten Meilenstein 2022 sehe ich in der Rückkehr zur „Normalität“ nach der Pandemie und insbesondere, dass ein „Zusammensein“ nach der Pandemie endlich wieder möglich war. Gemeinsame Aktivitäten, Feiern oder Ausflüge stärken den Zusammenhalt und die Verbundenheit in den Teams aber auch im gesamten Landeskrankenhaus. Während der Pandemie war dies leider nicht möglich und hat deutliche Spuren hinterlassen. Nur gemeinsam können wir die auf uns zukommenden Herausforderungen bewältigen und deshalb bedeutet für mich der Meilenstein 2022, zusammen sein, gemeinsam feiern, gemeinsam lachen, gemeinsam Zeit verbringen, außerhalb vom Alltag, bei entspannter Atmosphäre um anschließend wieder voller Energie den Herausforderungen im Berufsalltag gemeinsam entgegentreten zu können.

„Arbeiten mit Herz“ lautet der Titel dieses Geschäftsberichtes. Was verbinden Sie mit diesem Titel?

Hinter dem Titel „Arbeiten mit Herz“ stehen all unsere Mitarbeiter:innen am Landeskrankenhaus Rankweil. In der heutigen Zeit häufig schon sehr ungewöhnlich, aber sehr viele Mitarbeiter:innen haben eine große Verbundenheit und Loyalität mit dem Landeskrankenhaus Rankweil, ihr Herz hängt daran. Das Herz des Unternehmens besteht aus allen Mitarbeiter:innen, ohne dieses Herz gibt es auch kein Landeskrankenhaus, deshalb steht „Arbeiten mit Herz“ für jeden Mitarbeitenden am Landeskrankenhaus Rankweil.

Und was treibt Sie und Ihr Team Tag für Tag an?

Wie bereits erwähnt, eine hohe Verbundenheit und Loyalität zum Landeskrankenhaus und der Antrieb, das Herz des Landeskrankenhauses schlagen zu lassen, schlagen zu lassen zum Wohle unserer Patient:innen, die auf die Hilfe aller Mitarbeiter:innen des Landeskrankenhauses Rankweil in einer Ausnahmesituation angewiesen sind.

Unser aller täglicher Einsatz dient am Ende nur einem Zweck, Menschen zu helfen.

Mag. (FH) Michael Saxenhammer, MBA